Rund um die Weltmeisterschaft fanden zwei Seminare mit Dan-Prüfung statt. Den Start machte das B-Seminar, zu dem alle Kyudoka bis einschließlich 3. Dan kommen durften. Der Einladung folgten ca. 700 Personen aus der ganzen Welt (Japaner wurden zu den Seminaren nicht zugelassen). Aufgrund der immensen Teilnehmerzahl wurde das Seminar parallel in drei unterschiedlichen Dojos durchgeführt. Die europäischen und japanischen Lehrer versuchten ihr Möglichstes, um allen Teilnehmern eine Korrektur mit auf den Weg zu geben.
Nach drei Tagen Seminar standen dann die Prüfungen auf dem Programm. Anders als normal üblich, wurden die Prüfungsergebnisse jedoch nicht am selben Tag bekannt gegeben. Statt dessen wurde angekündigt, dass die Resultate auf der IKyF-Homepage veröffentlicht werden. Nach drei langen Wochen des Wartens wurden dann endlich die Ergebnislisten verteilt.
Nach der WM startete dann das A-Seminar, zu dem alle Kyudoka ab 4. Dan antreten durften. Die knapp 170 Teilnehmer wurden von Okazaki Hiroshi, Akiyama Terumi, Usami Yoshimitsu und Kubota Kiyshi (alle Hanshi Hachidan) unterrichtet. Ein Schwerpunkt des Seminars war die Materialkunde. So war am ersten Tag ein Handschuhmacher anwesend, der einige Arbeitsschritte der Herstellung eines Kake demonstrierte. Am nächsten Tag zeigte ein Bogenbauer, wie ein Bambusbogen verleimt und in Form gebracht wird. Abschließend wurde uns noch gezeigt, wie aus einem Bambusschaft ein Pfeil gefertigt wird.
Beim Taihai-Training wurde dieses Jahr das Hitotsu-Mato Sharei intensiv geübt. Korrekturen zur Schießtechnik gab es hauptsächlich in der Gruppenarbeit. Hier arbeiteten vier Teilnehmer zusammen, indem sie sich gegenseitig aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachteten und Rückmeldung zu vorgegebenen Themenschwerpunkten gaben.
Anders als beim B-Seminar wurde das Shinsa-Ergebnis gleich im Anschluss an die Prüfung bekannt gegeben. Drei der 76 Anwärter für den 5. Dan haben bestanden (Niederlande, UK, Australien). Von den 16 Anwärtern zum 6. Dan haben zwei Franzosen die neue Graduierung erhalten. Zum Renshi traten 39 Schützen an, von denen es vier in die zweite Runde schafften. Ein Schweizer bekam letztendlich die neue Graduierung.
Aus bayerischer Sicht gibt es leider keine Erfolge zu berichten. Von den nur drei Startern aus Bayern, die zum 4. bzw. 5. Dan antraten, hat am Prüfungstag keiner die geforderte Leistung gezeigt. Es war wieder eine unvergessliche Erfahrung, an dem Seminar teilzunehmen. Drei Tage mit anderen Kyudo-Begeisterten aus der ganzen Welt trainieren, Freunde treffen, mit denen man schon den 1. Dan gemeinsam gemacht hat, neue Kontakte knüpfen. Das Ganze in Japan, dem „Country of Kyudo“ noch dazu im Chuo Dojo der ANKF ganz in der Nähe des Meiji Jingu Schreins. Einfach unbeschreiblich.
Stefan Brendel